Agilität bedeutet in einer immer komplexeren und dynamischer werdenden Umgebung, offen und anpassungsfähig auf die gegebenen Rahmenbedingungen reagieren zu können. Hierbei spielt die Kundenzentriertheit eine entscheidende Rolle, um eine optimale Handlungsfähigkeit und eine schnelle, dem Markt und den Kundenbedürfnissen angepasste, Reaktionsfähigkeit zu erreichen. 

Als Grundlage dafür dienen die durch das agile Manifest postulierten Werte und Prinzipien. Sie sind das Fundament bei der Einführung einer Struktur innerhalb der Organisation zum Erreichen der festgelegten Ziele sowie bei der Implementierung von agilen Arbeitsweisen. Daraus resultierend durchläuft die Organisation eine agile Transformation. In diesem Zusammenhang kann es sich je nach Bedarf um Organisationseinheiten, Bereiche und Abteilungen oder auch um das gesamte Unternehmen handeln. 

Voraussetzungen

Zu Beginn gilt es zunächst, einige Fragen zu klären und die Beweggründe aufzuzeigen, weshalb eine agile Transformation angestrebt werden soll. 

        • Gibt es Dringlichkeiten innerhalb der Organisation, die Transformationsprozesse notwendig machen? 
        • Hat das Unternehmen echten Bedarf und wird dadurch ein Mehrwert für die Kunden, die Mitarbeitenden und die Organisation generiert? 
        • Warum soll es Veränderungen geben und ist jetzt der richtige Zeitpunkt? 

Um nun in den Prozess zu starten, ist eine klare Zielsetzung erforderlich, denn die beabsichtigte Transformation kann und soll nicht als Selbstzweck angesehen werden. Die definierten Ziele können sich auf unterschiedlichen Ebenen bewegen, wie bspw. die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, eine höhere Flexibilität in der Anpassung an veränderte Anforderungen, die Steigerung der Kundenzufriedenheit oder die Entstehung iterativer Entwicklungszyklen. 

Die Wahl der Herangehensweise
Als tragende Säulen der agilen Transformation sind die Themenfelder Methodik, Strategie und Kultur zu erwähnen.
Innerhalb der Methodik wird insbesondere der Frage nachgegangen „Wie wollen wir arbeiten?“ – welche Prozesse, Tools und Arbeitsweisen sollen verwendet werden? Mit der Frage „Was wollen wir erreichen?“ geht es auf strategischer Ebene um die organisatorische Struktur, die Kundenorientierung und die identifizierten Ziele.

Finalisierung
Aus kultureller Sicht stehen die Unternehmensvision & -werte, die Identität, Motivation und Attraktivität im Fokus, auf Basis der Frage nach dem „Wie wollen wir sein?“. Diese Säulen beeinflussen sich gegenseitig und stehen in Abhängigkeit zueinander. Da die bereits vorhandenen Ausprägungen in jeder Organisation unterschiedlich ausfallen, muss ganz individuell entschieden werden, welche Intensität der Maßnahmen erforderlich ist. Ein nachhaltiger Fortschritt kann aber nur dann umgesetzt werden, wenn alle drei Bereiche bedient werden und eine Balance entsteht. Als Hilfestellung zur Umsetzung innerhalb der Organisation können drei mögliche Herangehensweisen unterschieden werden.

Evolutionär
Der evolutionären Herangehensweise liegt der Ansatz des stetigen und sanften Wandels zugrunde, d.h. es erfolgt eine schrittweise Umgestaltung innerhalb der Organisation. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess steht im Mittelpunkt, was zu einer deutlich längeren Dauer der Umsetzung führt, jedoch tendenziell weniger Widerstände erzeugt. Diese Herangehensweise kommt häufig bei Unternehmen zum Einsatz, die einem geringen Innovationsdruck unterliegen, sich aber zeitgemäß weiterentwickeln wollen.

Revolutionär
Dabei handelt es sich um einen reformatorischen „ungestümen“ Ansatz. Innerhalb der Organisation werden in vergleichsweise kurzer Zeit bedeutende Umgestaltungen und fundamentale Veränderungen vorgenommen. Diese Veränderungen sind schnell sichtbar, gehen aber mit einem zeitgleich hohen Aufwand einher. Unternehmen mit der Notwendigkeit einer schnellen Marktanpassung, die einem hohen Innovationsdruck unterliegen, bedienen sich häufig dieser Herangehensweise. Durch die schnelle Wahrnehmbarkeit der Veränderungen steigt das Risiko der Entstehung von (größeren) Widerständen.

Innovativ
Der innovative Ansatz sieht einen vollständigen Wechsel auf allen Ebenen vor. Es soll ein tiefgreifender Wandel erfolgen, um Strukturen und Kulturen vollständig neu zu implementieren und Gewohntes hinter sich zu lassen. Dabei soll keine Verbesserung von Bestehendem erzielt werden, sondern eine radikale, disruptive Neugestaltung vollzogen werden, die mit den bestehenden Prinzipien bricht. Diese Vorgehensweise birgt das Risiko von hohem Widerstand. 
Zusammengefasst liegen dem evolutionären Ansatz viele kleine Veränderungen zugrunde, während der revolutionäre Ansatz auf eine große Veränderung setzt und der innovative Ansatz die Entstehung von etwas völlig Neuem einfordert.

Diese Herangehensweisen dienen als Ansatzpunkte für die Art und Weise der Umsetzung im agilen Transformationsprozess und sind nicht absolut zu sehen. So können sich auch verschiedene Ansätze je nach ausgewähltem Bereich, Zeitpunkt der Durchführung und Status der Organisation während der Prozesslaufzeit verändern oder vermischen. Unumgänglich ist hierbei aber sicherlich das stetige Überprüfen der ausschlaggebenden Faktoren und die kontinuierliche Anpassung an die sich fortlaufend ändernden Rahmenbedingungen.

Autorin des Artikels: Nadja Weide